In Antwerpen 15 historische Cornelissen-Grabmäler
Ein anderer Beweis für die Häufigkeit des Namens Cornelissen in den Niederlanden einschließlich des heutigen Belgien bereits im 16. und 17. Jahrh. sind alte Grabinschriften. In Antwerpen wird einem die Suche nach ihnen leicht gemacht. Im Informationszentrum der Liebfrauen-Kathedrale sind altehrwürdige, in Leder gebundene Folianten aus dem vergangenen Jahrhundert einzusehen, die die Inschriften sämtlicher historischer Grabmäler oder Grabsteine von Antwerpen verzeichnen.
In der Kathedrale selbst gibt es sechs Grabsteine, die den Namen Cornelissen oder Cornelissens tragen. Der älteste von ihnen stammt von 1579 und ist einem Kanoniker dieser Kirche gewidmet. Der Stein trägt die Inschrift:

(= Hier ist begraben der Leichnam des verehrungswürdigen, verdienten (?) Mannes und Magisters Cornelij Cornelijz, Lizentiat beider Rechte, Kantor und Kanoniker dieser Kirche, solange er leben wird. Gestorben 13. August 1579.)
Nach Vergleichen mit anderen Inschriften entspricht offenbar das j dem i.

Zwei weitere Grabsteine in der Antwerpener Liebfrauen-Kathedrale:



Ein Grabstein von 1660 in der Liebfrauen-Kathedrale ist für einen Jan Cornelissens. Auf einem anderen Grabstein sind vier Cornelissens mit Todesdaten zwischen 1655 und 1687 aufgeführt. Schließlich gibt es noch zwei Grabsteine jeweils für die Witwe eines Cornelis Cornelissen: Der eine Grabstein ist von 1609, der andere für eine 1721 verstorbene Maria Anna de Pauw, die dort mit mehreren anderen Toten aufgeführt ist. Möglicherweise handelt es sich um zwei oder drei Generationen derselben Familie.
In der Laurentius-Kirche befindet sich ein Grabstein mit der Jahreszahl 1701, auf dem ein Anthoni und ein Adriaen Cornelissens erwähnt sind.
In der Klosterkirche St. Michael steht laut den Folianten in der Liebfrauen-Kathedrale ein "Grabmonument aus weißem und schwarzem Mormor, geschmückt mit den gemalten Porträts und Wappen der Verstorbenen", auf dem eine sehr lange Inschrift in lateinischer Sprache angebracht ist. Als Mutter des Verstorbenen wird eine Sara Cornelissens aufgeführt.
Auf einem anderen Grabmal in dieser Kirche findet sich eine Elisabeth Cornelissens, die 1692 gestorben ist. Schließlich gibt es dort noch einen Grabstein mit rautenförmigem Wappen, auf dem u. a. ein Hans Cornelissen, ein Ian Baptist Cornelissen und eine Maria Cornelissen aufgeführt sind.

Grabstein in der Antwerpener Klosterkirche St. Michael Grabstein für den "ehrsamen" Cornelis Cornelissen,
seine Frau und deren zweiten Ehemann
in der Antwerpener Walburgis-Kirche.


Die schöne Nachfahrin des Peter Paul Rubens
In der spätgotischen Antwerpener St.-Jakobs-Kirche befindet sich das bei weitem beeindruckendste Grabmal für einen/eine Cornelissen. Die Jakobs-Kirche ist vor allem deswegen weit bekannt, weil dort einer der Großen der abendländischen Malerei, nämlich Peter Paul Rubens, bestattet ist. Hinter dem Chor befindet sich seine Grabkapelle, in deren Gruft er 1640 beigesetzt wurde. Das Altarbild für die Grabkapelle malte er 1634 selbst; es ist eines seiner letzten Werke. Das großformatige Gemälde mit dem Titel Unsere Liebe Frau von Heiligen umgeben zeigt Rubens in Ritterrüstung als St. Georg sowie seine erste Frau als hl. Maria und seine zweite Frau als Maria Magdalena.


Das Grabmal der 1835 verstorbenen "edlen Dame" Josepha de Cornelissen in der Antwerpener St.-Jakobs-Kirche (Foto Sept. 1991).



Auf beiden Seiten der Kapelle befindet sich in einer Nische jeweils ein prächtiges Grabmal für eine Frau aus späterer Zeit. Besonders das auf der linken Seite ist eindrucksvoll: Auf schwarzem Marmorsarkophag ruht in Lebensgröße eine schöne junge Frau aus weißem Marmor. Wie aus der lateinischen Inschrift unter einem großen Wappen auf schwarzer Marmortafel hervorgeht, ist hier beigesetzt eine Frau namens

de Cornelissen
aus dem Geschlecht der Rubens, geboren 1808, gestorben 1835.

In vollem Wortlaut lautet die Inschrift:
D. O. M.

PIAEQUE MEMORIAE
N. D. HENRICAE CAROLINAE ADRIANAE JOSEPHAE DE CORNELISSEN
E GENEROSA RUBENII STIRPE
PATRE JOANNE BAPT. ADR. JAC. ANT. COMITE DE CORNELISSEN DE WEYMSBROECK
MATRE JOSEPHA ISABELLA BARONISSA DE STIER
ANTVERPIAE XV MARTII MDCCCVIII IN LUCEM EDITAE
EUGENIO CAROLO HENRICO BARONI VAN HAVRE
MARITALI FOEDERE IX APRILIS MDCCCXXXIV IN SCHOOTEN CONJUNCTAE
IEIDEMOUE III FEBRUARII MDCCCXXXV NONO PUERPERII DIE PROH DOLOR EXSTIN??
UNICO SINGULARIS AMORIS PIGNORE
HENRICO JOANNE JOSEPHO ADRIANO
IN MOESTISSIMI CONJUGIS SOLAMEN RELICTO

DOMINE JESU DA EI REQUIEM


In der Übersetzung und ohne Abkürzungen heißt dies:
Gott, dem Besten und Allmächtigen
und dem frommen Gedächtnis an
die edle Dame Henrica Carolina Adriana Josepha von Cornelissen
aus dem edlen Geschlecht der Rubens.
Ihr Vater war Johann Baptist Adrian Jakob Anton Graf von Cornelissen von Weymsbroeck.
Ihre Mutter war Josepha Isabella Baronin von Stier.
In Antwerpen am 15. März 1808 erblickte sie das Tageslicht.
Mit Eugen Karl Heinrich Baron van Havre
wurde sie am 9. April 1834 in Schooten im ehelichen Bund vereint.
In Ieidemoue ist sie am 3. Februar 1835 am 9. Tag nach der Niederkunft beklagenswerterweise gestorben.
Als alleiniges Unterpfand ihrer einzigartigen Liebe
hinterließ sie Heinrich Johann Joseph Adrian
zum Trost für ihren aufs tiefste betrübten Gatten

Herr Jesus, gib ihr die Ruhe


Es gibt oder gab somit auch Träger des Namens Cornelissen, die adelig waren, nämlich die "von Cornelissen" oder lateinisch "de Cornelissen", und zumindest einer von ihnen war ein Graf.

In der derselben Kirche befindet sich noch der Grabstein einer 1591 verstorbenen
Anna Cornelissens dochter van Cornelis Cornelissens,

weiterhin der mit einem prächtigen Wappen geschmückte Grabstein einer adeligen Familie namens Zeghers von 1675, auf dem ein C. Cornelissens erwähnt wird, sowie im Keller der Kirche eine Platte mit der Inschrift
Ostium
Monumenti
Cornely Cornelissen

(= Eingang zum Grabmonument des Cornely Cornelissen)

Nach diesen Grabsteinen zu urteilen, dürften damals in Antwerpen die beiden Familiennamen Cornelissen und Cornelissens etwa gleich häufig gewesen sein. Anscheinend war auch die Kombination Cornelis Cornelissen nicht selten.

Willem Cornelis: "ganz und gar der Lust hingegeben"
Ein sehr früher Beleg für den Familiennamen Cornelis in den Niederlanden ist Willem Cornelis, der schon um 1230 in Antwerpen lebte und dort viel Aufsehen erregte. Der englische Professor Norman COHN berichtet über ihn in seinem 1970 erschienenen Werk The Pursuit of the Millenium (Titel der deutschen Originalausgabe: Das Ringen um das tausendjährige Reich. Titel der hier benutzten Sonderausgabe 2007: Apokalyptiker und Propheten im Mittelalter). Danach bildeten damals die so genannten freiwillig Armen eine ruhelose Intelligenzschicht, deren Angehörige beständig von Stadt zu Stadt wanderten, meist im Geheimen wühlten und ihr Publikum unter ratlosen, sorgenvollen Teilen der städtischen Gesellschaft fanden. Sie selbst sahen sich als einzige wahre Nachahmer der Apostel oder gar Jesu an. Eine Anzahl von ihnen wurde zu Jüngern und Propagandisten der Ketzerei des freien Geistes. Dann heißt es in dem Werk wörtlich weiter (S. 174/175):
Ein gewisser Willem Cornelis demonstrierte schon um 1230 in Antwerpen, wie leicht es war, die für diese Ketzerei so charakteristische Gesetzesverachtung mit dem mehr oder weniger freiwilligen Kult der Armut zu verquicken. Denn dieser Mann, der selbst auf eine geistliche Pfründe verzichtet hatte, um sich einem "apostolischen" Leben zu widmen, erklärte, alle Mönche seien gnadenlos verdammt, weil sie sich nicht einer vollkommenen Armut befleißigten, während doch unbedingt eingehaltene Armut jede sonstige Sünde auslösche - woraus folgte, dass die Armen unter anderm sündlos Unzucht treiben dürfen; und von Cornelis selbst wird berichtet, "er sei ganz und gar der Lust hingegeben" gewesen. Noch nach zwanzig und mehr Jahren blieben die geistlichen Behörden Antwerpens bemüht, solche Vorstellungen in der Bevölkerung zu bekämpfen.

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