Auch jüdischer Familienname
Seit 300 Jahren in Deutschland nachgewiesen
Überraschende Perspektiven für die Herkunft der Namensgruppe Cornelissen zeigt das angesehene Nahum Goldmann Museum of the Jewish Diaspora in Tel Aviv in Israel auf. Dort befindet sich eine Abteilung für jüdische Familiennamen. Zwar ist dort unter dem Suchwort Cornelissen kein jüdischer Familienname verzeichnet, wohl aber unter Cornelis und Cornelsen. Der Computer dieser Abteilung druckte hierzu am 18.4.1993 folgenden erstaunlichen Text aus (vom Verfasser aus dem Englischen übersetzt):
CORNELIS, CORNELSEN
Wörtlich Cornel’s Sohn, sowohl Cornelis wie Cornelsen basieren auf einer Abkürzung des deutsch-lateinischen Cornelius, der eine Form des jüdischen Namens Korn ist.
Korn ist das deutsche Wort für grain/corn. Der jüdische Familienname Korn und seine Varianten sind assoziiert mit dem Kornhandel, aber auch Formen von Cohen/Kohn.
Cohen, der älteste existierende jüdische Familienname, weist auf die Abstammung von der Priesterfamilie Kohanim hin. Nach der Tradition sind die Kohanim Nachkommen Aarons, des ersten Hohen Priesters. Aaron war der ältere Bruder von Moses, der die Kinder Israels aus der ägyptischen Knechtschaft ins Gelobte Land führte.
Die Kohanim leisteten geweihte Dienste im Tabernakel und im Tempel zu Jerusalem bis zur Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. Sie haben immer noch gewisse Pflichten und Vorrechte im religiösen Leben.
Eine große Anzahl von Varianten des Namens sind in der ganzen Welt dokumentiert.
Der alte Titel Cohen Tzedek, der im Hebräischen rechtschaffener Priester bedeutet, wurde zu Katz - im Deutschen wörtlich Katze - abgekürzt und zum Ursprung zahlreicher Familiennamen.
Kohanim/Cohens, die eines der für sie geltenden heiligen Gesetze oder Sonderregeln gebrochen hatten, verloren ihren Status. Bekannt als Halal und nicht länger mehr Cohen genannt, nahmen sie andere Familiennamen an, unter ihnen den nordafrikanischen Bettan und Ben Kessous.
Cornel ist schriftlich belegt als ein jüdischer Name im Jahre 1684 auf der Leipziger Messe in Deutschland. Cornelis und Cornelsen sind dokumentiert als jüdische Familiennamen mit Abraham Cornelis von Hamburg, Norddeutschland, auch bekannt als Cornelsen, der die Leipziger Messe 1716 besuchte.
(Die Endung ’im’ gibt im Jüdischen die Mehrzahl an.)

Ursprung schon bei Moses?
Es klingt zunächst unwahrscheinlich, dass die jüdischen Familiennamen Cornelis und Cornelsen zurückgehen sollen auf Juden namens
a) Korn (für Getreide) oder
b) Cohen oder Kohn (eine alte Priesterfamilie, die ihren Ursprung von Aaron, dem Bruder Moses, herleitet, der um 1250 vor Chr. lebte.).
Die Frage wäre auch, woher die 2. Silbe in Cornelis/Cornelsen mit elstammen soll? Andererseits ist nicht anzunehmen, dass sich ein Jude bewusst nach einem römischen Papst nennt. Hier bleiben viele Fragen offen.
Eine mögliche, aber nicht ganz befriedigende Erklärung könnte sein, dass der Name eines Juden, der sich Korn (nach dem Getreide) oder Kohn (entsprechend dem ältesten jüdischen Familiennamen) nannte, dem in den Niederlanden schon im 17. Jahrh. stark verbreiteten Namen Cornelis/Cornelissen angeglichen wurde. Dafür spricht auch, dass - wie von anderen jüdischen Namen wie z. B. Davidson bekannt ist - die Namensbildung mit -son (= Sohn von) übernommen wurde.
Jedenfalls ist bemerkenswert, dass der Name Cornelis/Cornelsen - wenn auch wohl nur in wenigen Fällen - auch auf einen jüdischen Familiennamen zurückgehen kann. In den einschlägigen Werken über Familiennamen wird eine solche Herkunftsmöglichkeit nicht erwähnt.
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