Stifts- und Pfarrkirche St. Cornelius und Cyprian in Metelen
Fast 1000 Jahre adeliges Damenstift
Etwa 35 km nordwestlich von Münster/Westfalen liegt an dem Flüsschen Vechte die Gemeinde Metelen. Sie ist vor allem bekannt durch ihre spätromanische Stifts- und Pfarrkirche "Ss. Cornelius et Cyprianus" (heute meist St. Cornelius und Cyprian genannt. Die Abkürzung Ss. entspricht der Praxis im Lateinischen, die Mehrzahl einer Abkürzung (hier: S = Sanctus = Heiliger) durch eine Verdoppelung des Buchstabens zum Ausdruck zu bringen, wie dies auch bei pp. und ff. der Fall ist.).
Die Kirche war fast 1.000 Jahre, nämlich von 889 bis 1811 Teil des adeligen Damenstiftes Metelen. Am 16. August 889 unterzeichnete der ostfränkische König Arnolf von Kärnten in Corvey die Stiftungsurkunde des Klosters. Darin gestattete er einer Frau Friduwi, mit ihrem Erbe auf ihrem Besitz ein Frauenkloster zu gründen, das er unter seinen besonderen Schutz stellt. Er erklärt es frei von jeder fremden Gerichtsbarkeit und gibt ihm eigene Gerichtshoheit unter einem königlichen Vogt. Äbtissin auf Lebenszeit soll die Gründerin Friduwi sein; die Nachfolgerinnen sollen nach Möglichkeit aus ihrer Familie stammen.
Aus dem Kloster wurde im 11. Jahrh. ein freiweltliches Stift, das zu den vornehmsten im Münsterland zählte. Damit wurden die Nonnen zu Kanonissen, die wahrscheinlich Teile der Augustinerregel übernahmen. Sie durften auch Privateigentum besitzen. Die Äbtissinnen, die noch im 17. Jahrh. dem Hochadel entstammten, besaßen obrigkeitliches Befehlsrecht. Die letzte von ihnen war Anna Elisabeth von Droste-Hülshoff (1788–1803), Tante und Taufpatin von Annette von Droste-Hülshoff, Westfalens größter Dichterin.

Schon im 9. Jahrh. verehrt?
Von Anfang an, also seit Ende des 9. Jahrh., soll die Meteler Kirche den Heiligen Cornelius und Cyprian geweiht gewesen sein. So heißt es in dem 1988 erschienenen Kleinen Kunstführer über die Stiftskirche aus dem Schnell-Verlag: "Schon die Klostergründung wurde unter den Schutz dieser Heiligen gestellt. Wahrscheinlich sind ihre Reliquien aus Aachen oder Cornelimünster durch Vermittlung des Klosters Corvey, in dem ja die Bestätigungsurkunde der Stiftung Metelen unterzeichnet wurde, nach hier gekommen." Ähnlich urteilen die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Steinfurt von A. LUDORFF, 1904: "In Metelen gründete 889 die fromme Frau Friduwi auf ihrem Erbe zu Ehren der Märtyrer Cornelius und Cyprianus ein Frauenkloster mit Genehmigung des ostfränkischen Königs Arnulf, welcher die Stiftung in seinen Schutz nahm und ihr weitgehende Privilegien ... verlieh". Auch das Werk (heute meist Die Patrozinien Westfalens, 1993, gehen offenbar von diesem Datum aus.

Möglicherweise ist die Wahl dieser beiden Heiligen zu Kirchenpatronen erst durch Bischof Hermann II. von Münster (1173-1203) erfolgt. Von diesem Bischof ist bekannt, dass er ein besonderer Verehrer der beiden Heiligen war und ihnen im Westen seines Bistums die Kirche von Westbevern weihte. Im oben zitierten Kleinen Kunstführer heißt es über ihn, er sei ein Förderer des Meteler Klosters und von rheinländischer Herkunft gewesen. Ihm sei die Übernahme rheinischer Stilelemente in den westfälischen Kirchenbau zu verdanken. An anderer Stelle wird dort berichtet, dass dieser Bischof, als er 1193 sein Bistum in neun Archidiakonatsbezirke einteilte, einen dieser Bezirke der damaligen Meteler Äbtissin Uda und ihren Nachfolgerinnen übertrug.
Da offenbar im Rheinland zu seiner Amtszeit die Verehrung des hl. Cornelius schon sehr verbreitet war, wäre die Vermutung nahe liegend, dass er diese Verehrung auch im Bistum Münster einführen wollte.
Jedoch spricht für eine weit frühere Verehrung des hl. Cornelius in Metelen ein Taschenreliquiar in Bursenform von der Größe 22,5 x 21 x 8,5 cm. Es gehört zu den wertvollsten Schätzen, die der Kirche erhalten geblieben sind: Ein ausgehöhlter Holzkern, der mit vergoldetem Kupferblech beschlagen und auf der Vorderseite mit Halbedelsteinen und Bergkristallen besetzt ist. Das Reliquiar stammt aus dem 10. oder dem Anfang des 11. Jahrh. und gehört zu den frühesten Werken christlicher plastischer Kunst in Westfalen. Es gibt die Vermutung, dass es einst die Reliquien der beiden Schutzheiligen enthielt. Dies spräche dann für eine Verehrung schon zumindest für die Zeit um die Jahrtausendwende. Heute sind keine Reliquien mehr der beiden Heiligen in Metelen vorhanden; schon seit etwa 1575 sind sie verschwunden.

Zwei Siegel mit dem Bild der Patrone
Es sind noch zwei Siegel des Konvents mit Darstellungen der beiden Heiligen erhalten. Das Siegel für das 13. bis 16. Jahrh. zeigt außen im Kreis die Worte SIGILLUM METLENSIS ECCLESIE (= Siegel der Kirche von Metelen) und in der Mitte links den Kopf des Cornelius mit Tiara, rechts den Kopf des Cyprian mit Bischofshut. Darüber stehen die abgekürzten Namen der Patrone: COR + CIP).
Das andere Siegel war im 17. und 18. Jahrh. in Gebrauch und zeigt in der Mitte ein Kreuz mit den Köpfen der Heiligen zu beiden Seiten. Hier lautet die Umschrift: SIGILLUM CAPITULI METELENSIS (= Siegel des Kapitels von Metelen).
Siegel des Damenstiftes Metelen mit Cornelius und Cyprian.
Im 13.–16. Jahrh. in Gebrauch.
Siegel des Damenstiftes Metelen mit Cornelius und Cyprian.
Im 17. und 18. Jahrh. in Gebrauch.
Die zahlreichen Kunstschätze der Kirche geben nur wenig Aufschlüsse über die frühere Verehrung der beiden Heiligen. Am rechten mittleren Kirchenpfeiler steht eine große farbige Eichenholzfigur des hl. Cornelius und am linken Pfeiler in gleicher Ausfertigung eine des hl. Cyprian. Sie stammen aus dem 18. Jahrh. und sind 1985 neu gefasst worden. Früher wurden die Figuren, wie der Kunstführer berichtet, bei Patroziniumsfesten in Prozession durch den Ort getragen. Cornelius ist hier nicht mit einem Horn, sondern mit einem Buch in der Hand wie auf seiner ältesten Abbildung in der Callixtus-Katakombe dargestellt.
Zwei weitere kleine Holzfiguren der beiden Heiligen befinden sich heute in der so genannten Stiftskammer, einem modernen Anbau der Kirche, wo eine Anzahl weiterer Kunstschätze des Stiftes zu sehen sind. Sie waren Teile des früheren Hauptaltars der Kirche aus dem Barock, der 1956 im Rahmen der Liturgiereform entfernt wurde.
Ein weiteres Zeichen für die Verehrung des hl. Cornelius ist eine der sechs Glocken der Kirche. Die größte von ihnen, 1658 gegossen, ist den Kirchenpatronen Cornelius und Cyprian geweiht.
An beide Heilige erinnert auch eine Inschrift auf dem Altar aus Sandstein mit Kreuzigungsgruppe im südlichen Seitenschiff, der aus der Zeit um 1500 stammt.

Äbtissin Cornelia Anna Freiin Droste zu Vischering
Der Name der beiden Kirchenpatrone findet noch heute in der Gemeinde seinen Niederschlag: Zurzeit tragen einige Männer den Namen Cyprian und mehrere den Vornamen Cornelius. Es scheint eine ganze Anzahl von Cornelias in Metelen zu geben; allerdings ist dieser Vorname ohnehin verbreitet.
Auch eine der berühmtesten Äbtissinnen des Stifts trug den Vornamen Cornelia, nämlich die Äbtissin Cornelia Anna Freiin Droste zu Vischering (1688-1733), von der ein repräsentatives Epitaph an der Nordwand des Chores kündet. Sie errichtete 1720 den vornehmen Ziegelbau - wohl als ihre Wohnung - im Stiftsgarten nordöstlich der Kirche.
Im Bereich der ehemaligen Wallanlagen gibt es eine Corneliusstraße und eine Cyprianstraße.
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