Pfarrkirche St. Cornelius und Cyprian in Mengen-Ennetach
Reliquien um 819 von Stift Buchau
Das an der Donau gelegene Ennetach ist seit 1973 ein Ortsteil der Stadt Mengen im Naturpark Obere Donau im baden-württembergischen Landkreis Sigmaringen. Es hat zurzeit (2008) 1.600 Einwohner.


Pfarrkirche St. Cornelius und Cyprian in Ennetach.
Turm um 1100 erbaut, Chor um 1459, Langhaus um 1500.
Vorn die Friedhofsmauer. (Foto 28.4.2008)


Von 50 bis 260 n. Chr. war das Gebiet in Händen der Römern; viele Funde aus der Zeit sind dort gemacht worden. Dann drängten die Alemannen die Römer aus dem Land. Ein von ihnen namens Mago gründete um 400 die Siedlung Magoingen = Mengen. Die Franken fielen ein und übernahmen von 496 bis 917 die Herrschaft. In ihre Zeit fiel die Christianisierung. Von 917 bis 1276 gehörte die Siedlung zum Herzogtum Schwaben.
Ennetach und Mengen waren ursprünglich eine zusammenhängende Gemeinde. 1257 bekam Mengen Stadtrechte und errichtete eine Mauer. Der Teil außerhalb der Stadtmauer hieß von da an bis zum 16. Jh. Mengen-Dorf oder Altmengen. Weil Mengen-Dorf jenseits (alemannisch = ennet) der Ach (heute Ablach) lag, bekam es den Namen Ennetach. Bis 1464 hatte es mit Mengen eine gemeinsame Markung. Im Zuge der Säkularisation kam es 1806 zum Königreich Württemberg.

Eine der traditionsreichsten Corneliusstätten
Eine Kirche in Ennetach wird schon um 808 genannt. 819 schenkte Kaiser Ludwig der Fromme (814-841) die Villa Maginga (= heutiges Mengen-Ennetach) mit allen Gütern dem adeligen Frauenstift in Buchau, das etwa 25 km entfernt liegt. In dem unten näher zitierten Kirchenführer von SCHIPS heißt es dann wörtlich weiter:
"Um 819 kamen Reliquien der Hl. Corneliusund Cyprian nach Buchau und von da einige nach Ennetach und an die elf anderen Cornelihöfe, die dem Stift tributpflichtig waren."
Dies wird auch bestätigt in dem Werk von Josef SPÄTH: Chronik der Pfarrkirche zu unserer Lieben Frau und Cornelius und Cyprian Ennetach, 1995, wo es heißt:
"819 kommen Reliquien der Heiligen Cornelius und Cyprian vom Kloster Buchau nach Ennetach."
Damit gehört Ennetach zu den ältesten Kultstätten des hl. Cornelius in Deutschland. Wie die Reliquien allerdings nach Buchau gekommen sind, ist eine ungeklärte Frage. Nach dem Verzeichnis von Prof. Zender sind Cornelius und Cyprian jedenfalls für 1275 und 1344 als Kirchenpatrone belegt.

Heutiger Chor 1451 geweiht
1343 wurde in einem Krieg des Grafen Ulrich III. von Württemberg gegen einen Verwandten Ennetach zerstört und die Kirche dem Erdboden gleichgemacht. Der Feldherr Ulrichs, sein Sohn Eberhard, später bekannt als der Greiner, belagerte die Stadt Mengen und brandschatzte sie. Dabei wurde die Liebfrauenkirche schwer beschädigt. Die Äbtissin von Buchau ließ im Dorf eine Pfarrkirche und in der Stadt eine Filialkirche (= Nebenkirche) neu erbauen. Die Pfarrkirche wurde 1350 eingeweiht. Sie muss um die Mitte des 15. Jh. zerstört oder abgebrochen worden sein.
Die heutige Kirche wurde nach Plänen des Stuttgarter Baumeisters Aberlin Jörg errichtet. Die Einweihung des Chores erfolgte am 5.3.1459. Diese Kirche wurde 1491 von einem Brand heimgesucht, den aber der Chor überstand. Der freistehende Turm wurde schon in romanischer Zeit auf quadratischem Grundriss aufgebaut. Eine Inschrift "MC" (= Jahreszahl 1100) im Turm weist auf die Bauzeit hin. Im 15. Jh. wurde der Turm gotisiert. Das ursprünglich gotisch geplante Langhaus stammt aus der Zeit um 1500. Das Kirchenschiff wurde zwischen 1670 und 1690 barockisiert und dabei neu ausgestattet.
Die Kirche war von Anfang an Pfarrkirche für Mengen-Ennetach und einige kleinere Gemeinden. Pfarrer Joh. von Magenbuch (1438-74), aus einem Mengener Adelsgeschlecht stammend, verlegte 1453 den Pfarrsitz von Ennetach nach Mengen. Dadurch führt seitdem die Ennetacher Kirche den Titel "Zu unserer lieben Frau und den Hl. Cornelius und Cyprian". Ennetach blieb Filialort bis 1825.


Corneliusstatue am rechten Seitenaltar, um 1670. (Foto 28.4.2008)


Ungewöhnliche Aufstellung der Patrone
Die Kirche weist eine Anzahl bedeutender Kunstwerke auf. Von ihnen sollen hier nur die behandelt werden, die sich auf die beiden Kirchenpatrone beziehen. So zeigt einer der sechs Schlusssteine im Gewölbe des 1459 geweihten Chores Papst Cornelius. Cyprian, dargestellt mit Hirtenstab, Mitra und Buch, ist am 1965 geschaffenen Hauptaltar zu finden, und zwar als rechte Person einer hölzernen Dreiergruppe vom Ende des 15. Jh., die erhöht auf einem Steinsockel steht. In der Mitte steht eine Madonna mit Kind, links von ihr der hl. Sebastian, der in Pestzeiten als Nothelfer angerufen wurde. Die drei Holzplastiken kommen aus der Werkstatt von Jörg Syrlin d. J., einem Angehörigen der berühmten Ulmer Schule.
Cornelius findet man auf dem rechten Seitenaltar. Das Ölbild in der Mitte stellt die Anbetung der Hirten an der Krippe dar. Links vom Bild steht die barocke Statue des hl. Cornelius mit Tiara, Papststab und einem halb offenen Buch, in dem eine Greifenklaue liegt (die allerdings von unten nicht zu sehen ist). Rechts vom Ölbild steht nicht - wie zu erwarten - Cyprian, sondern der hl. Nikolaus von Myra mit Bischofsstab, Mitra und drei goldenen Kugeln. Die Schnitzarbeiten an diesem rechten wie auch an dem linken Seitenaltar werden Georg Grassender aus Ravensburg zugeschrieben (um 1670). Schließlich findet sich aber doch eine Darstellung der beiden Kirchenpatrone als traditionelles liturgisches Zwillingspaar auf einem Sandsteinrelief mit spätgotischer Verzierung, und zwar auf der rechten Seitenwand der Kirche über dem Beichtstuhl. Links ist Cornelius, mit Tiara und Buch, zu erkennen, rechts Cyprian, mit Bischofshut und ebenfalls mit Buch.


Spätgotisches Sandsteinrelief an der linken Seitenwand mit den Pfarrpatronen.
Links Cornelius mit Tiara und Buch. (Foto 28.4.2008)




(Die vorstehenden Ausführungen sind größtenteils entnommen dem vom Pfarramt Ennetach herausgegebenen Heftchen Kath. Pfarrkirche St. Cornelius u. Cyprian Ennetach von Franz SCHIPS (Textgestaltung) und Pfv. P. Ottmar HUMMEL (Theologische Beratung), 2. bearb. Aufl. 1986)
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