Deutschland: 32 Kirchen zu seinen Ehren
In Deutschland sind es heute 32 Kirchen, deren Patron Papst Cornelius ist - meist zusammen mit dem hl. Cyprian. All diese Patrozinien finden sich im westlichsten Teil Deutschlands. Sie verteilen sich auf sieben Bistümer. Hiervon liegen im Bistum

Aachen8 Kirchen
Köln3 Kirchen
Münster4 Kirchen
Trier9 Kirchen
Freiburg2 Kirchen
Rottenburg-Stuttgart5 Kirchen
Augsburg1 Kirche

Weiterhin gibt es die evangelisch-lutherische Gaukirche St. Cyprian und Cornelius zu Ganderkesee. Ferner gab es in Binzwangen im Bistum Würzburg in vorreformatorischer Zeit eine Kirche, bei der 1497 Cornelius und Cyprian als Patrone genannt wurden. Von den insgesamt etwa 630 Kultstätten des hl. Cornelius, die im weiter vorn bereits behandelten Verzeichnis von Prof. Zender aufgeführt sind, entfallen 185 oder 30 % auf Deutschland in den heutigen Grenzen.
In dem Werk Die deutschen Wallfahrtsorte, 2. Aufl. 1991, das etwa 1.000 Wallfahrtsorte beschreibt, sind drei Wallfahrtsorte zu Ehren des hl. Cornelius aufgeführt, nämlich (Aachen-)Kornelimünster, (Titz-)Rödingen und (Neuss-)Selikum. Laut Zender (Die Verehrung des hl. Severinus von Köln, etwa 1960, S. 3) "setzte der Kult des hl. Cornelius nördlich der Alpen fast schlagartig mit dem 9. Jahrhundert ein (Lyon, Fulda, Bayern, Compiègne)". Auch in Italien habe der Cornelius-Kult nach Anfängen Mitte des 5. Jh. erst mit dem 7. und 8. Jh. größere Ausdehnung erhalten.

Fulda - eine der frühesten Verehrungsstätten in Deutschland
Dieser alte Bischofssitz, Grab des hl. Bonifatius, des "Apostels der Deutschen", und Sitz der deutschen Bischofskonferenz, nimmt auch in Bezug auf den hl. Cornelius eine Sonderstellung ein, obwohl Fulda weitab von den traditionellen Zentren seiner Verehrung liegt. Der Ort dürfte die älteste Kultstätte des Heiligen in Deutschland sein, allerdings insoweit in gewisser Konkurrenz mit St. Severin in Köln und Buchau. Auch kamen die Reliquien in Fulda nicht etwa über Compiègne/Kornelimünster oder Köln dorthin, sondern direkt aus Rom.
Im berühmten Dom zu Fulda, der vor seinem Neubau zur heutigen Barockkirche das größte Gotteshaus nördlich der Alpen war, befindet sich eine Reliquie mit der Angabe: "de corpore sti. Cornelii papae ossa" (= Gebeine vom Körper des heiligen Papstes Cornelius). Von ihr heißt es, dass sie schon im Jahre 836 direkt aus Rom von einem Laien namens Sabbatinus mitgebracht wurde. Anscheinend wurde zwei Jahre später, nämlich 838 noch eine weitere Cornelius-Reliquie aus Rom mitgebracht, diesmal von einem italienischen Kleriker namens Felix ("clericus Italicus nomine Felix"). Der Universalgelehrte Hrabanus Maurus (um 780–856), in Fulda Vorsteher der Klosterschule und 822–847 Abt des Klosters, erwähnt einen Altar und eine Altarreliquie des hl. Cornelius in Fulda. Dies findet seine Stütze auch durch einen Hinweis bei dem hl. Calepodius, dessen Gebeine zusammen mit denen von Papst Cornelius und Papst Callixtus I. (218–222) unter dem Hauptaltar der Kirche Santa Maria in Trastevere in Rom ruhen. Laut Wikipedia, italienisch, vom 1.1.2009 (unter: "San Calepodio") schickte nämlich Papst Gregor IV. (827–844), der seinerzeit die Gebeine dieser drei Heiligen nach Santa Maria in Trastevere überführen ließ, "einige Reliquien nach Fulda und nach Cysoing" in Nordfrankreich.
Laut Professor Zender wurde Cornelius aufgrund seiner Reliquien im Kloster Fulda "offensichtlich sehr verehrt".

Kopfreliquie im bayerischen Freising
Möglicherweise sind auch schon sehr früh Cornelius-Reliquien nach Bayern gekommen. Sie blieben dort aber, wie Prof. Zender ausführt, ohne größere Auswirkungen auf den Heiligenkult. Schon in einer Urkunde von 860 wird erwähnt, dass in der altehrwürdigen Bischofsstadt Freising in der ehemaligen Klosterkirche S. Vitus oder St. Veit Reliquien vom Kopf des hl. Papstes Cornelius ("Rel. de capite sti. Cornelii papae") und auch des hl. Cyprian ruhen. Bis 1803 wurde das Haupt des hl. Cornelius bei bestimmten Festen ausgestellt. Cornelius-Reliquien werden auch in den 957–963 entstandenen Laudes (= Lobgesänge) der so genannten Kaiserakklamationen aufgeführt, und zwar nur in Bezug auf Freising.
Auch an anderen Orten Bayerns gibt es Cornelius-Reliquien. Für Bamberg sind drei Altarreliquien bekannt; sie dürften aber laut Prof. Zender auf rheinischen Einfluss zurückgehen. In Regensburg besitzt die Kirche St. Emmeram seit 1211 eine Altarreliquie des Cornelius. In Probstried im Kreis Oberallgäu ist die Pfarrkirche wahrscheinlich schon seit dem 12. Jh. den hl. Cornelius und Cyprian geweiht. Insgesamt gesehen war Cornelius im bayerisch-österreichischen Raum selten, dagegen im schwäbisch-alemannischen Gebiet häufiger, insbesondere in der heutigen Schweiz.

Wenig bekannt in Mittel- und Ostdeutschland
In der Mitte und im Osten Deutschlands hat sich eine Cornelius-Verehrung kaum ausgebildet. Einige Kultstätten finden sich aber auch hier, so in Halberstadt (in der Kirche St. Stephan Altarreliquie von 974), in Hildesheim (im Dom eine Altarreliquie von 1061), in Braunschweig (in der Blasiuskirche Altarreliquie aus dem 12. Jh.), in Erfurt (in der Cella beati Martini a. d. Werra Altarreliquie von 1228), in Glogau (heute Polen, im Dom ein Cornelius und Cyprian geweihter Altar von 1494), in Breslau (heute Polen, im Dom eine dem hl. Cornelius gewidmete Glocke von 1765) und in Kieth/Mecklenburg (Statue).

Bedingt durch die Strömungen der Aufklärung und des Rationalismus, die auch vor der katholischen Kirche nicht Halt machten, ging in der 2. Hälfte des 18. Jh. die Heiligenverehrung deutlich zurück.

Neuer Auftrieb im 19. und 20. Jh.
Viele Anzeichen sprechen dafür, dass zumindest im Rheinland die Cornelius-Verehrung im 19. Jh. und in der 1. Hälfte des 20. Jh. wieder einen gewissen Aufschwung nahm. Viele liturgische Texte scheinen in diesem Zeitraum entstanden oder doch überarbeitet worden zu sein. Genauere Untersuchungen hierzu fehlen allerdings. 1818 begann in Heumar bei Köln mit der Übertragung einer Cornelius-Reliquie die Verehrung. In Grotenrath nördlich von Aachen ganz in der Nähe der niederländischen Grenze wurde die kurz vor der Mitte des 19. Jh. errichtete Kirche und Pfarrei Cornelius geweiht. In Neuss-Selikum nahm die Wallfahrt zur Cornelius-Kapelle ab 1930 einen riesigen Aufschwung, wenn auch weitgehend auf die Initiative eines einzelnen Mannes hin. 1972 wurde in Neuss-Erfttal die neue Kirche eines neu erbauten Stadtteils Cornelius geweiht. Diese Wiederbelebung des Cornelius-Kults war aber weit schwächer, als sie in den nahen Niederlanden im gleichen Zeitraum festzustellen war.
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